Zugprüfmaschine
Zugprüfmaschinen werden zur Ermittlung von physikalischen (mechanischen) Werkstoffeigenschaften und zur Werkstoffprüfung eingesetzt. Die beiden wesentlichen Messgrößen sind dabei die Kraft und die Länge, als Längenänderung unter einwirkender Kraft.
Daneben können weitere Messgrößen (z.B. Temperatur) erfasst und zur Kraft und/oder Länge ins Verhältnis gesetzt werden. Neben der Ermittlung von Werkstoffeigenschaften werden Zugprüfmaschinen auch vielfach zur Designvalidierung und Qualitätssicherung von Werkstücken, Baugruppen oder kompletten Produkten eingesetzt.
Konstruiert für Präzision, Beständigkeit und Benutzerfreundlichkeit
Alluris Universalprüfmaschinen (UTMs) sind konstruiert, um die mechanischen Eigenschaften von Materialien, Komponenten und Baugruppen durch Zug- und Druckprüfungen genau zu messen.
Unsere Instrumente sind eine perfekte Kombination aus Präzision und Beständigkeit, mit robustem Bau und benutzerfreundlicher Prüfsoftware, die sicherstellt, dass Sie jedes Mal genaue Ergebnisse erzielen.
Ob Sie Routine-Qualitätskontrollen durchführen oder fortgeschrittene Materialanalysen durchführen, Alluris UTMs sind ein wertvolles Werkzeug für jedes Labor oder jede Fertigungsumgebung.
Typische Anwendungen
Zugfestigkeit (Streckgrenze)
Die bekanntest und vielleicht auch eine der ältesten Anwendung von Zugprüfmaschinen ist die Ermittlung der Zugfestigkeit an Werkstoffen. Heute wird oft der Begriff Universalprüfmaschine synonym benutzt. Die Zugfestigkeit als Werkstoffeigenschaft beschreibt die maximale mechanische Zugspannung, als Kraft pro Flächeneinheit. Masseinheit hierfür sind N/mm² (Newton pro Quadratmillimeter) oder MPa (MegaPascal). Vereinfacht wird teilweise auch nur die maximale Zugkraft ohne Bezug auf die Fläche angegeben, sofern die Proben vergleichbar sind oder vergleichende Messungen erfolgen.
Die zugehörigen Prüfnormen der Werkstoffprüfung sind zumeist für unterschiedliche Materialgruppen ausgelegt. (z.B. DIN EN ISO 6892-1 für metallische Werkstoffe). Bei international harmonisierten Normen für Stahl wird anstelle der Zugfestigkeit oft der Begriff Streckgrenze benutzt.
Druck- und Bruchfestigkeit
Neben der Zugfestigkeit wird zur Beschreibung von Materialeigenschaften auch die Druck- oder Bruchfestigkeit herangezogen. Dies gilt inbesondere bei Werkstoffen deren Probenkörper nicht gezogen werden können (z.B. Pellets oder Tabletten) oder deren normaler Einsatz eine Prüfung auf Bruch nahelegen (z.B. Glasscheiben oder Solarzellen). Korrekterweise muss bei dieser Art von Maschinen von einer einachsigen Druck und Zugprüfmaschine sprechen. Zerstörende Biegeversuche werden auch zur Prüfung von thermoplastischem oder duroplastischem Kunststoff mit Verstärkung nach DIN EN ISO 178 (3-Punkt-Biegeversuch) oder DIN EN ISO 14125 (4-Punkt-Biegeversuch) eingesetzt.
Die Scherfestigkeit von zwei miteinander verbundenen Werkstoffen, z.B. auf Leiterplatten gelötete elektronische Bauteile wird durch einen kontinuierlichen Kraftanstieg bis zum Bruch der Verbindung getestet.
Kraft- / Weg-Prüfung (Federprüfung)
Bei der Kraft-/Weg-Prüfung mit einer Zugprüfmaschine werden die Kraft- und Wegmesswerte zeitsynchron erfasst und als Diagramm graphisch dargestellt. Neben der klassischen (Druck- oder Zug-) Federprüfung mit linearer Kennlinien und der Ermittlung der Federkonstante, werden auch nichtlineare Kurvenverläufe mit Hysterese erfasst. Mit Hilfe der für Tasten und Schalter typischen Kraft-Weg-Kurven, lassen sich haptische Sinneswahrnehmungen objektivieren und Akzeptanzkriterien für elektromechanische Bauteile definieren.
Bei diesen Prüfungen werden zum Teil auch zusätzlich Schaltzustände oder elektrische Messwerte zeitsynchron zu den Kraft-Weg-Werten erfasst und elektromechanische Bauteile (z.B. Elektromagnetventile) während dem Test angesteuert.
Haltekraft - Haftkraft - Reibkraft
Ein weiteres Einsatzgebiet einer Zugprüfmaschine oder ist die Ermittlung der Halte- oder Haftkraft sowie der Reibkraft von Verbindungselementen in unterschiedlichsten Anwendungsgebieten. Die gewünschte mechanische Funktion dieser Elemente wird wesentlich durch die Größe Kraft bestimmt. Bei der Erfassung der Haftkraft auf Zugprüfmaschinen wird die gemessene Kraft entweder auf die Fläche (z.B. die Haftkraft eines Magneten in N/mm²) oder auf eine Linie (z.B. N/10mm), wie bei der Haftkraft von Klebebändern bezogen. In diesem Zusammenhang wird oft auch die Bezeichnung Schälversuch oder Peeltest benutzt.
Zur Ermittlung der Haft- und Gleitreibung, den Reibungskoeffizienten F(RH) und F(RG), wird eine entsprechende Vorrichtungen auf der Basistraverse der Zugprüfmaschine montiert und eine nach DIN 53375 oder ISO 8295 genormte Auflage über die zu prüfende Fläche gezogen.
Elastizität und Plastizität
Bei Biege- und Dehntests werden Kraft-Weg-Diagramme in belastender und entlastender Richtung aufgenommen, um anhand des Hystereseverhaltens des Materials oder des Bauteils die Anteile der plastischen und elastischen Verformung zu ermitteln. Bei diesen Prüfungen wird im Gegensatz zum klassischen Biege- oder Zugversuch das Material oder die Baugruppe nicht bis zur Streckgrenze belastet, sondern die Kraft vorher wieder reduziert. Veränderungen des eleastischen Verhaltens werden auf Zugprüfmaschinen als Dauertest mit Wiederholzyklen durchgeführt.
Klebrigkeit und Konsistenz
Neben der Haftfestigkeit von Klebstoffen oder Klebebändern kann die Bestimmung der Klebrigkeit bei Verarbeitungsprozessen eine wichtige Rolle spielen. Anhand der Klebrigkeit von Prepregs (vorimprägnierte Fasern oder Gewebe für leichte CFK/GFK Bauteile) läßt sich z.B. bestimmen, welche Parameter bei einem Folgeprozess verändert werden müssen und ob lange gelagertes Material überhaupt noch verarbeitet werden kann.
In der Lebensmittelindustrie beeinflussen die sensorischen Eigenschaften eines Produktes das Kaufverhalten der Kunden. Hier werden Klebrigkeit, Konsistenz und weitere "Mundgefühle" unter dem Stichwort Textur zusammengefaßt. Mit Hilfe der Kraft-Weg-Messung werden diese Eigenschaften unter standardisierten Bedingungen geprüft, wobei zumeist nicht absolute Kennwerte als Kriterum bewertet werden, sondern vergleichende Messungen stattfinden. Daher spielt die Genauigkeit und Auflösung der Wegmessung bei diesen Anlagen zumeist eine untergeordnete Rolle. Zugprüfmaschinen in diesen Anwendungsbereichen werden auch als Texture Analyser bezeichnet.
Konstruktiver Aufbau
Lastrahmen
Klassische Zugprüfmaschinen bestehen aus einem offenen oder geschlossen Lastrahmen, in der eine bewegten Travese mit einer Spindel auf und ab gefahren werden kann. Der Lastrahmen kann als 1-Säulen oder 2-Säulen-Konstruktion ausgelegt sein. Die 1-Säulen-Maschinen mit offenen Lastrahmen haben den Vorteil des von drei Seiten zugänglichen Prüfraums, werden allerdings i.d.R. nur für Kraftbereiche bis 5000 N gebaut, da sich die Verformung des Rahmens bei höheren Kräften sich nachteilig auf die Kraftmessung auswirkt.
Die Spindeln zum Heben und Senken der Traverse werden elektromotorisch angetrieben, bei hohen Kräften kommen auch hydraulische Antriebe zum Einsatz. Entscheidend für die Wahl des Antriebs ist die Forderung nach einer exakten und vom Kraftverlauf oder plötzlichen Kraftwechseln unabhängigen Geschwindigkeitsregelung.
Prüfraum
Die Größe des Prüfraums wird bestimmt durch die Bauart des Gerätes. Während der Prüfraum bei 1-Säulen Maschinen in der Regel nur nach hinten begrenzt ist und zur Seite und nach vorne offen bleibt, begrenzen die beiden seitlichen Säulen den Prüfraum eines geschlossenen Lastrahmens. Der Abstand zwischen den beiden Führungen bei 2-Säulen Zugprüfmaschine ist auch vom Kraftbereich abhängig.
Kraftaufnehmer
Zur Kraftmessung werden fast ausschließlich Aufnehmer auf Basis DMS (DehnungsMessStreifen) eingesetzt, da diese auch bei statischen und quasistatischen Kräften eine hohe Messgenauigkeit mit geringer Drift aufweisen. Die Klassifizierung von Zugprüfmaschinen und Universalprüfmaschinen im Hinblick auf die Kraftmessung erfolgt in der Regel nach DIN EN ISO 7500, wobei die Klasse 1 die meisten einschlägigen Prüfnormen abdeckt. Die genauere Klasse 0.5 ist heute Stand der Technik. Die Kalibrierung von Zugprüfmaschinen erfolgt nach gleicher Norm am Aufstellungsort mit Krafttransfernormalen gleicher oder höherer Klasse, die wiederum nach DIN EN ISO 376 kalibriert sind.
Der Kraftaufnehmer ist zumeist an der beweglichen Traverse angebracht, kann jedoch auch an einer der festen Traversen montiert sein. Seltener finden sich in den Zugpüfmaschinen zwei Kraftaufnehmer zur Nutzung von zwei Prüfräumen ober- und unterhalb der Traverse ohne Wechsel des Kraftaufnehmers. Mehr-achsige Kraftaufnehmer in Sonderbauformen können neben der Haupt-Kraftachse auch Querkräfte oder Biegemomente mit erfassen.
Probenhalter und Krafteinleitungsteile
Um möglichst geringe Messfehler und eine gute Reproduzierbarkeit von Messergebnissen bei der Materialprüfung zu erzielen, ist die korrekte Krafteinleitung von entscheidener Bedeutung. Bereits geringe Abweichungen aus der Kraftmessachse oder Querkräfte können zu Messfehlern führen, die die angegebene Messunsicherheit der Zugprüfmaschine bei weitem überschreiten. Einen wesentlichen Beitrag zur Gesamt-Messunsicherheit haben daher die Probenhalter. Viele Prüfnormen referenzieren direkt oder im Anhang auf konstruktive Eigenschaften von Probenhalter und Krafteinleitungsteilen.
Sowohl die Kraftaufnehmer als auch die feststehende Traversen der Zugprüfmaschine sind mit Gewindeanschlüssen oder Wellenenden mit Querbohrung ausgestattet, um Probenhalter zu adaptieren. Bei rotationssymetrischen Krafteinleitungsteilen oder Probenhaltern kann auf ein Gewinde adaptiert werden. Wenn beide Seiten zum korrekten Einspannen der Probe gegeneinander referenziert werden müssen, empfiehlt sich die Adaption über Zapfen mit Querbohrung.
Sicherheitseinrichtungen für Zugprüfmaschine
Neben der EU Maschinenrichtlinie und den daraus abgeleiteten Fachnormen wird als Produktnorm die DIN 51233 für die sicherheitstechnischen Festlegungen für Universalprüfmaschinen angewandt. Die Notwendigkeit von sicherheitstechnischen Einrichtung ist stark vom Einsatzbereich abhängig und muss bei der Nutzung der Prüfmaschine unbedingt berücksichtigt werden. Im Rahmen der Inbetriebnahme sollte daher eine Risikoanalyse durchgeführt werden, um zu ermitteln ob besondere Vorkehrungen zum Schutz des Bedieners der Anlage notwendig sind.
Messtechnische Anforderungen
Kraftmessung
Die Klassifizierung der Kraftmesseinrichtung erfolgt nach DIN EN ISO 7500 oder ASTM E4. Da Zugprüfmaschinen für statische und quasistatische Kraftmessung ausgelegt sind, werden fast ausschließlich DMS-basierte Kraftaufnehmer eingesetzt, die im Gegensatz zu piezoelektrischen Kraftaufnehmern eine wesentlich geringere Belastungsdrift aufweisen. Die korrekte Krafteinleitung und die korrekte Probenaufnahme bestimmt in der Praxis die Messgenauigkeit stärker, als die Messwertabweichung und Auflösung der Kraftaufnehmer.
Wegmessung / Längenänderungsmessung
Zur Steuerung der Maschine wird der Traversenweg und die aktuelle Position der Traverse erfasst. Diese Erfassung erfolgt über einen linearen Wegaufnehmer oder über die Spindelumdrehung. Bei hochpäzisen Antriebsspindeln und bekannter Verformung des Lastrahmens unter Kraft, können daraus indirekt Messdaten für die Längenänderung abgeleitet werden.
Anstelle der indirekten Methode kann die Verformung der Probe auch durch sogenannte Extensometer direkt am Prüfobjekt gemessen werden. Diese Wegaufnehmer werden direkt mit der Probe verbunden oder die Probe wird optisch mit vermessen. Extensonmeter können auch sehr geringe Verformungen erfassen, beeinflussen aber bei sehr geringen Kräften ggf. allerdings das Ergebnis der Kraftmessung.
Die Klassifizierung der Messeinrichtung für die Längenänderung an einer Zugprüfmaschine erfolgt nach der DIN EN ISO 9513.
Kalibrierung / Messtechnische Rückführung
Sowohl die Kraftmesseinrichtung, als auch die Längenänderungsmesseinrichtung einer Zugprüfmaschine muss regelmäßig auf die Kraft- und Längen-Normale eines Nationalen Metrologischen Instituts (NMI), in Deutschland ist dies die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB), zurückgeführt werden. Die entsprechenden Normen zur Durchführung der Kalibrierung gehen dabei immer von einer Kalibrierung Vor-Ort aus, die zumeist im Rahmen der jährlichen Wartungsintervale erfolgt.
Für die nach der Qualitätsnorm IATF 16949 zertifizierte Unternehmen müssen ab September 2018 alle Kalibrierscheine das DAkkS-Logo tragen und dementsprechend von ein akkreditiertem Kalibrierlabor erstellt werden. (Link: Der DAkkS-Schein | FAQ's)
Weitere Messeingänge
Zugprüfmaschinen, die zur Prüfung von funktionellen Baugruppen oder elektromechanischen Maschinenelementen eingesetzt werden, benötigen zusätzliche Messeingänge, um die Zustandsänderungen der Prüfobjekte zeitsynchron zu den Kraft-Weg-Daten zu erfassen. Dies können einfache Schalteingänge oder genormte Signaleingänge sein.
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Unsere technischen Verkaufsingenieure können Ihnen Online-Demonstrationen unserer Prüfausrüstungen anbieten oder vor Ort bei Ihnen - lassen Sie uns helfen, die beste Prüflösung für Ihre Anforderungen zu finden.
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Normative Verweise
Normen für Zugprüfmaschinen, Werkstoffprüfmaschinen oder Universalprüfmaschinen
Maschinenrichtlinie 2006/42/EG (kostenfrei zu beziehen bei: EUR-Lex)
DIN 51220 Werkstoffprüfmaschinen - Allgemeines zu Anforderungen an Werkstoffprüfmaschinen und zu deren Prüfung und Kalibrierung (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
DIN 51233 Werkstoffprüfmaschinen - Sicherheitstechnische Festlegungen (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
DIN EN ISO 7500 Kalibrierung und Überprüfung von statischen einachsigen Prüfmaschinen - Teil 1: Zug- und Druckprüfmaschinen - Kalibrierung und Überprüfung der Kraftmesseinrichtung (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
ASTM E-4 - Standard Practices for Force Verificaton of Testing Maschines (zu beziehen bei: ASTM International)
DIN EN ISO 9513 - Kalibrierung von Längenänderungs-Messeinrichtungen für die Prüfung mit einachsiger Beanspruchung (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
DIN EN ISO 376 - Metallische Werkstoffe - Kalibrierung der Kraftmessgeräte für die Prüfung von Prüfmaschinen mit einachsiger Beanspruchung (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
Prüf-Normen mit Bezug auf Zugprüfmaschinen, Werkstoffprüfmaschinen oder Universalprüfmaschinen
DIN EN ISO 6892-1:2016-06 Metallische Werkstoffe - Zugversuch - Teil 1: Prüfverfahren bei Raumtemperatur (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
DIN EN ISO 178 - Kunststoffe - Bestimmung der Biegeeigenschaften (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
DIN EN ISO 14125 - Faserverstärkte Kunststoffe - Bestimmung der Biegeeigenschaften (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)
DIN 53375 - Prüfung von Kunststoff-Folien (Norm zurückgezogen, Alternativ DIN 8295)
DIN EN ISO 8295 - Kunststoffe - Folien und Bahnen - Bestimmung der Reibungskoeffizienten (zu beziehen bei: Beuth Verlag AG)